18.07.2023 │ Rostock – Gedser – Odenese – Billund

Die erste Ansage des Tages war, sich um Punkt 9.00 Uhr bei der Grauwasserentleerstation einzufinden, das Schmutzwasser loszuwerden und frisches Wasser zu tanken. Morpheus schnurrte zufrieden, als die Übung vorbei war. Doch die Kinder waren unlocker, zappelten ein wenig rum und seufzten in einer Tour – immer ein bisschen beherzter und mir kam der Verdacht, ich solle nachfragen, was den Unmut so laut werden ließ. Auf einmal platzte Lucy heraus: „Das Internet ist weg!“ Oh! Wir waren gerade auf dem Weg zur Fähre und ich musste die beiden ohnehin vor die bittere Wahrheit stellen – also warum nicht gleich und mit einem kommunikativ positiven Drall: „Ja, vermutlich ist unser Prepaid-Guthaben aufgebraucht und da wir jetzt Deutschland ohnedies verlassen, brauchen wir es derzeit ja auch nicht. Und was ich euch noch sagen möchte: Auf der Überfahrt nach Dänemark gibt es gar keinen Empfang und in Dänemark werden wir wieder eine Prepaid Karte checken!“ – Ich fand, das machte Hoffnung. Allerdings sah nur ich das so!

Der Hafen von Rostock war beeindruckend und perfekt organisiert. In 16 Linien stellten sich LKWs, Busse, Vans, Autos, Motorräder, Fahrräder und Fußgänger an. Dass dies in sehr disziplinierten Bahnen geschah, muss ich – glaube ich – nicht nochmals erwähnen. In 10 Minuten war die Fähre auf fünf Etagen beparkt und schon ging es los! Genau zwei Stunden später erreichten wir Gedser – den Hafen in Dänemark. 

Von dort führte eine lange Gerade vom Nirgendwo ins Irgendwo. Wir hatten nicht wirklich einen Plan, aber die erste Mission war die Jagd nach einer Prepaid-Karte. Während die anderen Drei im Wagen aus gegebenem Anlass über Sturmfrisuren sprachen und darüber philosophierten, ob René ein Friseurbesuch stehen würde, hielt ich nach Hinweisen Ausschau, die Orientierung schaffen könnten. „Hundesalon“, sagte ich erfreut als ich ein Schild entdeckte das ich lesen konnte und verstand, ohne die Diskussion im Innenraum des Wagens mitverfolgt zu haben. Na gut, dass der Moment jetzt genauso unpassend wie missverständlich sein könnte, darüber kann man streiten. Dafür war es dann eine Zeit lang ruhig im Auto!

In Sallerup fing das Leben wieder an. Wir erstanden eine Prepaid-Karte, konnten sogar das Autonavi damit verbinden und machten uns auf den Weg nach Odenese, wo Hans Christian Andersen zuhause war. Dabei führte unser Weg über den Storebaeltsbroen, einen 18km langen Hängebrückenzug, der die Inseln Fünen und Seeland miteinander verbindet. Die Landschaft hier ist beeindruckend: Das Meer tiefblau, saftig grüne Wiesen und kleine Gemeinden mit entzückenden Bauwerken. Ich brauchte nur „Äh“ zu sagen und schon fielen mir die drei Anderen mit einem bestimmten „Nein“ ins Wort. Kein Fotostop! Dass ich schon so nie allein bin ist bekannt, aber dass ich im Urlaub eine japanische Reisegruppe vereine, was Fotos betrifft, hat eine andere Dimension. Da Odenese das Ziel war und nicht der Weg, war meine Kompromissbereitschaft in  ausreichendem Umfang vorhanden.

Hans Christian Andersen – der bekannteste dänische Schriftsteller – hat mein Lieblingsmärchen geschrieben: „Des Kaisers neue Kleider“. In Zeiten von Social Media aktueller denn je, wie ich finde! Odenese ist die drittgrößte Stadt des Landes. Die Odenseaner (auch ohne Bildungsauftrag eine Information am Rande) machten einen auf Sommer und liefen in kurzen Hosen und T-Shirts durch die Stadt, während uns der Touri auf die Kleidung geschrieben stand. 18 Grad gaben aber auch wirklich Anlass für lange Hosen und Daunenweste! Da es Lucy zwar besser, aber noch immer nicht ganz gut ging, drehten wir nur eine kleine Runde im „H.C. Anderson-Viertel“ und waren dann auch schon wieder am Weg nach Billund, wo wir den am nächsten gelegenen Campingplatz zum Legoland aufsuchten. Diese Idee hatten überraschenderweise einige andere auch und so kam trotz nordischen Temperaturen Adria-Strandstimmung auf, als wir uns wie eine Sardine unter den anderen eingliederten. Das gefiel dem eitlen Morpheus nicht zwingend, aber für eine Nacht ließ er es über sich ergehen!

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