Das Gras ist hier irgendwie viel grüner. Ich glaube auch zu wissen, warum: Weil Sonne und Regen sich den ganzen Tag die Hand geben. Die Temperatur zwischen 18 und 20 Grad ist die einzige Konstante und der Wind schaut auch ab und an vorbei. Überall wehen Dänemarkfahnen in Vorgärten. Die Dänen haben offensichtlich einen starken Bezug zu ihrer Flagge, die sie auch Dannebrog nennen. Ihr Herz schlägt rot-weiß – unseres auch, das haben wir gemeinsam.
Jeder darf die dänische Flagge hier hissen: Sei es zu einem öffentlichen Feiertag, zum Geburtstag der Königin oder auch zu privaten Anlässen wie Geburtstagen, Geburten oder was es noch alles zu feiern gibt. Wichtig dabei zu wissen, dass sie morgens um 8.00 Uhr hochgezogen und vor Dunkelheit wieder eingeholt werden muss. Flaggt man auch in der Nacht, muss sie beleuchtet sein. Ich staunte nicht schlecht als ich herausfand, dass es eine 64-seitige Anleitungen zum richtigen Flaggengebrauch gibt. Zur Erleichterung aller werden wir dieses weder kaufen noch studieren.
Der Tag begann hyggelig. Das ist hier das Wort für gemütlich. Wir konnten alle nach dem Legoland einen ruhigeren Tag vertragen und beschlossen in den Safaripark von Givskud zu fahren. Der naive Teil von mir war sich sicher, dass dort nicht viel los sein konnte, waren doch alle im Legoland, wie wir gestern festgestellt haben. Offensichtlich waren aber jedoch alle gestrigen Besucher auf die gleiche Idee gekommen, aber was soll’s. Wir sind ja im Urlaub. Morpheus fand das auch cool, gefiel ihm das Safari-Jeep-Image, das ihm die Umgebung verlieh.
Alle in den 1970er Jahren Geborenen bekommen hier zusätzlich eine Kindheitserinnerung geschenkt, kommt doch Gänserndorfer Safaripark Feeling auf, wenn man die Wege entlangfährt und die Tiere aus nächster Nähe erlebt. Wir erinnerten uns an die Acapulco Springer und daran, wie das neben dem Prater damals das Größte für uns war. Mittlerweile ist er seit fast 20 Jahren geschlossen, aber nur für heute erlebten die über 1,50m Großen an Board ein Revival.
Nach einem Einkauf beim Netto – unserem Lieblingssupermarkt in Billund – checkten wir wieder bei der LOase ein. In der voll ausgestatteten Gastroküche des Campingplatzes bereitete René das Abendessen zu. Nach einer Woche Showküche im Wohnmobil, eine willkommene Abwechslung für ihn. Wir anderen, die nicht auf einem halben Quadratmeter für die Essensversorgung zuständig waren, fanden das fast ein wenig spießig. Aber: Wer den Kochlöffel schwingt, schafft an wo gekocht und gegessen wird.
Am Abend verfielen wir wieder in die Morpheus Routine. Während die Männer ins Haupthaus duschen gingen, machten Lucy und ich die Schlafplätze fertig. Unsere Challenge: damit fertig zu sein, bevor sie wieder da sind. Mittlerweile sind wir ein perfekt eingespieltes Team, stehen einander nur noch selten im Weg und finden tatsächlich täglich alle Dinge an der gleichen Stelle wieder, was – wer mich länger kennt – eigentlich an ein Wunder grenzt. Während die Handgriffe wortlos aufeinander abgestimmt sind, hat Lucy jede Menge andere Worte zum Tag, morgige Pläne oder einfach etwas Anderes, das ihr gerade in den Sinn kommt. Mir fehlt dann manchmal schon der Speicherplatz zur Verarbeitung dieser Informationsflut, denn mein Auffassungsvermögen und ich sind eigentlich schon auf Standby.
Fünfzehn Minuten später lagen wir endlich im Bett. Draußen hatte es nur mehr 10 Grad. Deshalb blieben die Dachluken von Morpheus heute geschlossen: „Dastunken“ ist ja bekanntlich noch niemand, erfroren schon!