21.07.2023 │ Grindsted – Dagebüll

Am Vormittag nahmen wir Abschied von der LOase. Unser vorletztes Ziel in Dänemark führte uns in den Nationalpark Vadehavet, der auch zum UNESCO Kulturerbe erklärt wurde. 

Dort standen wir das erste Mal in diesem Urlaub an einem Strand und schnupperten Nordseeluft am Wattenmeer. Die Kinder sammelten Muscheln sowie Steine und René telefonierte mit zuhause. Ich stand einfach nur da und ein Anflug von Glück überkam mich. Nicht nur, weil sich meine innere japanische Reisegruppe mit tausenden von Fotomotiven für die letzten Tage entschädigt fühlte, sondern weil ich hier besonders gut spüren konnte, dass ich mit all meinen Sorgen, Bedenken und Problemen so ein wutzifutzi-kleines Element in diesem großen Ganzen bin – quasi eine Nussschale im Meer! Der Gedanke beseelte mich, während die leichte Brise die Belastungen der letzten Wochen und Monate einfach in die Weite davontrug und der sandig weiche Boden Zuversicht spendete. Und dann war der Moment auch schon wieder vorbei: „Äh, Mama! Wo können wir die Steine und Muscheln denn reingeben?!“ – Da war es wieder: das Leben! Mein Leben – zwischen Regie und Wahnsinn (sollte ich jemals ein Buch schreiben, könnte so der Titel lauten 😉) das ich in Wahrheit liebe, auch wenn ich manchmal ausführliche Raunz-Arien trällere! Aber wie Gunkl in einem seiner zahlreichen Programme schon treffend formulierte: „Wir Wiener beschweren uns ja nicht – wir raunzen“ – und das tun wir gerne, oft und voller Leidenschaft!

Danach ging es Richtung Grenze. Bye Bye Dänemark und hello again Germany – aber nicht ohne noch ein letztes Mal zum Netto gefahren zu sein und unsere letzten dänische Kronen gegen Marabou-Schokoladerollen zu tauschen. So ist das Geld gleich doppelt gut investiert!!! 12 Rollen gingen sich aus und ich versuchte sie so unauffällig wie möglich ins Auto zu schmuggeln, was nur mäßig gut gelang.  

Bei Ellund – Vilmkær passierten wir dann die Grenze. Da wir heute nur noch unseren Campingplatz Nordseeliebe in Dagebüll ansteuerten und es erst kurz nach Mittag war, konnte ich mir eine paar Fotostopps aushandeln: 1 GB Datenvolumen für jeden Fotostopp! Möglicherweise nicht sehr pädagogisch – bin ja auch nur eine Mutter – aber nur ich wusste, dass das ‚neue‘ Internet unlimitierte Daten beinhaltete, also konnte ich großzügig sein!

Wir konnten wieder Radio Nostalgie empfangen und steuerten unseren Stellplatz Nordseeliebe in Dagebüll an. Dieser lag direkt neben einem Deich, den Zugvögel nutzen, um sich eine Fettschicht anzufuttern, um dann in die Arktis zu fliegen und dort den Nachwuchs auszubrüten. Warum? Weil es dort immer hell ist und das den Paarungserfolg der Vögel erhöht, meinen Experten und nennen das Fortpflanzungsschlaflosigkeit! Dazu legen sie rund 5000km zurück. Ich für meinen Teil wäre zwar lieber ausgeschlafen, wenn die Kleinen schlüpfen, aber jedem das seine.

Nach dem Abendessen spazierten wir über die Straße ans Watt, um Lachmöwen, Schnepfen, Trauerenten (diese Namen habe ich nicht erfunden – schwöre!) oder andere Vögel zu beobachten. Doch die unzähligen Schafe, die dort auf den grünen Wiesen grasten, stahlen den Federtieren die Show! Sie blökten in unterschiedlichen Tonlagen und wir übernahmen die Übersetzung dafür. Raus kam dabei inhaltlich so etwas Ähnliches wie hier. 

Dann überraschte uns ein Regen. Das schreib ich jetzt nur so, damit die Geschichte eine dramatische Wendung nehmen kann, aber hier kann uns überhaupt kein Regen mehr überraschen. Es regnet gefühlt alle 15 Minuten, hört aber eigentlich auch gleich wieder auf. Dieses Mal nicht und das stellte uns vor eine noch nie dagewesene Herausforderung: Unser Stellplatz bot zwar Strom (wenigstens Strom!), aber keine Sanitäreinrichtungen. Das bedeutete: 4 Personen im geschlossenen Wohnwagen, duschen, Zähne putzen, Klo gehen, Umziehen, Schlafplätze herrichten und für morgen Früh alles vorbereiten.  ‚Neue Woche – neues Spiel‘, höre ich die Animateurin in mir motiviert singen. Yeah! Während der ganzen Prozedur legte ich mindestens eine ganze Yoga-Einheit hin. Wer sich ein bisschen auskennt, wird meiner Beschreibung jetzt folgen können. Allen anderen wünsche ich dann jetzt schon einen weiteren schönen Tag 😉: Im herabschauenden Hund zwischen den beiden vorderen Sitzen, verstaute ich alles, was wir erst morgen in der Früh wieder brauchten. In der seitlichen Kriegerpose wurde alles auf die Ebene unter das Dach gelegt, was für die Nacht benötigt wurde. In der Standwaage wurde dann noch Lucys Bett justiert. Und so ging es weiter, während die Männer die winkende Katze und den sterbenden Schwan machten. Letztere beiden sind keine Yogastellungen, aber aufgrund des Diskriminierungsverbots in der Familie wollten wir sie nicht ausschließen. 

So verging der Abend dann auch und um 23.00 Uhr war die Nachtruhe ausgerufen – am nächsten Tag wollten wir doch ganz zeitig nach Sylt, um dort zu frühstücken…

 

7 Kommentare zu „21.07.2023 │ Grindsted – Dagebüll“

  1. Ich freue mich jeden Abend darauf, vor dem Schlafengehen Euren Blog zu lesen, herrlich! I feel you ❤️
    Die Geschichten könnten sehr ähnlich auch aus unserem Urlaub stimmen, nur bei mir wär’s qualitativ eher eine Soap 🤭
    Ich freue mich sehr auf unseren Segelurlaub, das wird super!

    Wir entfliehen morgen erstmal der griechischen Hitze, so long! 🤗😘

  2. Liebe Ulli, mir gefallen deine Geschichten – heute haben mich die Yogaübungen sehr erheitert, auch wenn sie in der Situation sicher nicht ganz so lustig wie beim Lesen waren 🙂 Noch eine schöne Zeit!

  3. Hallo ihr Lieben,
    haben das auch gerade mit großem Vergnügen gelesen und entnehmen daraus, dass trotz oder gerade ob der Enge eures Schneckenhauses sich der Blick deiner Seele weiten kann . . . 😉
    Oder anders gesagt/ gefragt – dein Ich-Akku ladet kräftig auf ?
    Mutter (=Oma) hat ihre Geburtags-Sitzungen hinter sich und diese sehr genossen, meinerseits darf ich schreiben, dass es allen jeweils viel Freude gemacht hat und es sehr schade war, dass ihr nicht dabei sein konntet.
    Doch zurück zu euch – haben da gelesen, dass ihr gerade auf dem Weg in gefährliche Gefilde seid, laßt euch nicht auffressen 😉 ) macht dafür aber ihr Hamburg unsicher !

    Und damit bis demnächst, alles Liebe und vorallem gutes Reisewetter
    O+O eh.
    PS: und wie geht es eigentlich R+L+L ?

    1. Liebe Anonymossies! Ich freu mich, dass ihr mitlest!!! Wir fanden es auch total Schade, dass wir bei Muttis 70er nicht dabei waren, aber ich hoffe sehr, dass wir das in einem angemessenen Rahmen nachholen können. Zu deinen Fragen: Der Abstand zu Wien und Umgebung mit all den Themen, die dort wieder auf mich warten, tut mir gut! Ich hoffe, dann wieder für den Alltag gut gewappnet zu sein ;). R + L + L geht’s prima! Da ich mich ungern zensieren lasse, schreibe ich viel in Ich-Form, dann brauche ich nicht ständig nachzufragen, ist der Urlaub im Schneckenhaus sowieso sehr kommunikationsreich. Freu mich auf ein Wiedersehen, wenn ihr dann auch wieder da seid. Herzlichen Gruß, Ricky

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