25.07.2023 │ Füssen

In der Früh stand das Thermometer noch immer nicht auf Baden und somit verließen wir Uffenheim schneller als geplant. Am Weg nach Füssen – unsere letzte Station auf der Reise – stand noch die Universitätsstadt Ulm auf dem Programm. Diese fiel sprichwörtlich ins Wasser und wir steuerten direkt Füssen an. Da das mit dem Freibad nicht funktioniert hat, buchten wir die letzte Nacht auf einem Campingplatz mit Hallenbad! So, das Wetter konnte uns mal! 

Ein krönender Abschluss – im wahrsten Sinne des Wortes – sollte unser Besuch im Schloss Neuschwanstein werden. Das Schloss, das der bayrische König Ludwig II. als Rückzugsort und Hommage an Richard Wagner erbauen ließ, liegt oberhalb von Hohenschwangau bei Füssen im Südwesten von Bayern.  

Von unserem Campingplatz nur rund 11 Minuten entfernt, verkündete das Navi im Vorfeld. Na perfekt! Ich besuchte die offizielle Website des Schlosses, um Tickets zu buchen und relevante Besucherinformationen zu ergattern. Das Schloss kann nur im Rahmen einer Führung besucht werden, die alle zehn Minuten starten.  Als digital immigrant bin ich es gewöhnt mich mehr auf die Bilder zu konzentrieren und viel Text maximal zu überfliegen. Ich buchte also 4 Tickets, bestätigte die AGB und musste schmunzeln, als ich beim letzten Hinweis einen Haken setzte. Sinngemäß stand dort: „Ich habe verstanden, dass es sinnvoll ist, rechtzeitig die Anreise anzutreten, genug Zeit einzuplanen und dass bei Zuspätkommen keine andere Tour gebucht werden kann“. Na, wie schwer kann das sein?

Wir verließen wie geplant, 30 Minuten vor Start unserer Tour, den Campingplatz. 11 Minuten Anfahrt und dann sind wir mit mehr als 15 Minuten überpünktlich, wenn es losgeht. Den Verdacht, dass unsere Rechnung nicht aufgehen könnte, hatten wir bereits als wir uns kurz vor Hohenschwangau in einem ausgewachsenen Stau wiederfanden. Machte nichts – wir hatten ja ein bisschen ‚Spatzi‘ eingerechnet. In Hohenschwangau begriffen wir, dass es gar nicht möglich ist mit dem Auto zum Schloss hochzufahren, sondern uns ein 40-minütiger Marsch bevorstand, um zum Eingang zu kommen. Aber es gäbe Shuttles: eine Pferdekutsche, dessen Kutscher aber gemütlich noch 10 Minuten warten wollte, bis noch andere Fahrgäste zustiegen. Die Ist-Situation: Es waren noch 10 Minuten Zeit, keine Fahrgelegenheit, der Himmel zog schon wieder zu und guter Rat war hier offensichtlich Mangelware. „Bereit für eine Challenge?“ – Jain! Wir fanden einen Weg, der die Serpentinen abkürzte, dafür aber dementsprechend steil und unwegsam  war. Wir starteten los und waren bereit, es mit dem fast Unmöglichen aufzunehmen. Und wie es im Leben so ist: Manchmal gewinnt man und manchmal eben nicht. 

Wir erreichten das Schloss 20 Minuten nach unserem Zeit Slot mit heraushängender Zunge und kurz vor dem Herz-zick-zack. Nachdem die Kinder schneller wieder zu Luft kamen, ging das Gemeckere los: „Na super, dafür sind wir da jetzt raufgegangen.“ „Ich finde Schlösser sowieso doof.“ „Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich zuhause geblieben.“ Ich konnte noch nichts entgegnen, waren meine Lungen noch nicht bereit, wieder für einen gleichmäßigen Atemfluss zu sorgen. Und da die „geht nicht gibt’s nicht“-Devise, aus welchen Gründen auch immer, tief in unserer DNA verwurzelt ist, schritten wir unvermittelt weiter auf das Tor und den Ticketschalter zu. Wir hatten Glück: Der Mitarbeiter, der gerade am Schalter war, hatte entweder keine Lust, sich unsere ganze Geschichte länger anzuhören, oder einfach nur Mitleid mit den Kindern und tauschte unsere Tickets für eine Tour in zwanzig Minuten – damit wir auch noch die Chance hatten, viel zu rechtzeitig da zu sein.

So kamen wir noch in den Genuss einen Einblick in die imposanten Räumlichkeiten von König Ludwig II. zu erhaschen. Das Schloss hatte bereits um 1884 eine Zentralheizung und auch besaß der König bereits ein Telefon. Nachdem er aber damals der einzige war, blieben sämtliche Anrufe aus. Er soll auch ein Vorreiter als Arbeitgeber gewesen sein, hat er bereits damals eine Vorsorgekasse für seine Angestellten ins Leben gerufen. Auch wenn er im wirtschaftlichen und politischen Belangen möglicherweise seine Mankos aufwies, können wir den Märchenkönig ganz gut leiden und ließen uns in seine und Richard Wagners Welt entführen. 

30 Minuten später waren wir wieder draußen – es schüttete einmal mehr und wir hatten noch den Abstieg zum Auto vor uns. Dennoch: es hat sich ausgezahlt! Ich wurde wieder einmal daran erinnert möglicherweise auch das Kleingedruckte zu lesen, dass es sich auszahlt dabei zu bleiben und dass durch’s Reden dann dennoch die Leute immer z’sam und wir ins Schloss kommen. Ein aufregender Abschluss einer aufregenden Reise!

2 Kommentare zu „25.07.2023 │ Füssen“

  1. Ein Urlaubskrimi Gott sei dank ohne Opfer und nur Zeitspannen! Aufregend!! Die Staus wären für mich die volle Katastrophe!! Aber die 4 Musketiere schaffen alles!!
    Gute Heimreise!! Freu mich auf euch und persönliche nachgerichtete!!
    Lg MO

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