12.08.2025 | München – Laichingen

Was wäre das Leben ohne Herausforderungen. Nachdem auch nach dem Frühstück das Konfliktpotential in der hintersten Ecke des Wohnmobils tief und fest schnarchte, musste etwas Anderes her, das uns aus der Komfortzone brachte. Kurzerhand lud Lucy ein Glücksrad als App herunter und wir fütterten sie mit Dingen, die für den/die eine:n zwar ein bisserl unangenehm, für die anderen aber zum Lachen komisch sind. Darunter z.B. eine spontane Tanzeinlage in der Fußgängerzone oder sich beim Kauf eines Donuts zu beschweren, dass er ein Loch in der Mitte hat. Natürlich sind auch Challenges dabei, die einem Bildungsauftrag folgen, wie etwas über eine berühmte Person oder eine Sehenswürdigkeit in der Stadt zu erzählen, die wir gerade besuchen. Also irgendwas zwischen Schwachsinn und Sinnstiftung.

Der einzige Fixpunkt der Reise ist, Paris am 14. August zu erreichen – was tun am Weg dorthin? Noch sind wir von der Idee ganz beseelt, jeden Tag neu entscheiden zu können, wohin wir fahren. München möchte Linus sehen. Okay, liegt am Weg.

Da man Eltern ja landläufig nachsagt, sie hätten so etwas wie einen Erziehungs- und Bildungsauftrag, blieben wir in Braunau stehen. Das Geburtshaus von Adolf Hitler stand da vollständig eingepackt und ich finde das irgendwie sehr beruhigend. Stigmatisierungen haben eine große Kraft, wie sich hier am Beispiels Braunau zeigt: Hitler hat hier genau 3 Jahre seines Lebens verbracht, als Kind, über einem Gasthof, bevor seine Familie nach Deutschland umzog. Und dennoch haftet der entzückenden Stadt am Inn ein Ruf an, den sie nicht verdient hat.

Dann ging es weiter nach München. Wir erinnerten uns, dass wir vor zwei Jahren mit Morpheus in jede große Stadt reingefahren und eine Parkmöglichkeit nahe dem Zentrum gefunden haben. Warum sollte das dieses Jahr nicht genauso funktionieren? Zwei Stunden später wusste ich zwar noch immer keine Antwort auf die Frage, aber wir hatten dann wenigstens einen Parkplatz. Die Hummel machte einen sehr schuldbewussten Eindruck, was uns leidtat, denn sie ist nur 1m länger als der Grand California. Ob das schon den Unterschied im Parkplatzjungel macht? Wir wissen es bis heute nicht.

Auf jeden Fall waren wir in München und schlenderten über den Marienplatz, machten einen kurzen, aber noblen Toilettenstop im Bayrischen Hof und kamen über das Michael Jackson Denkmal und die Löwengrube zurück zu unserer Hummel.

Wenn man in München an der Löwengrube vorbeikommt, steht man vor dem Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat. Klingt sperrig, ist aber im Grunde eine Mischung aus Schatzmeisterei und Identitätsbewahrer für den Freistaat.

Einerseits wacht das Ministerium über die Staatsfinanzen, Steuern und den Haushalt – also über das Geld, ohne das ja bekanntlich nichts läuft. Andererseits kümmert es sich um die „Heimat“: um gleichwertige Lebensbedingungen in Stadt und Land, um Regionalförderung, Traditionen und den Erhalt bayerischer Kultur. Kurz gesagt: Hier wird nicht nur gerechnet, sondern auch daran gearbeitet, dass Bayern für alle Bewohner:innen lebenswert bleibt. Der Kombination kann ich etwas abgewinnen und nimmt dem Finanzamt ein wenig den strengen, bürokratischen Anstrich.

Danach ging es nach Laichingen zu dem Naturstellplatz, den wir für die Nacht gebucht hatten und versuchten die nächsten Tage zu planen. Kein leichtes Unterfangen. Unsere Lieblingscamping Apps boten keine Plätze in Frankreich und wir fanden keine vergleichbar guten und übersichtlichen Plattformen, die Wohnwagen-Stellplätze abseits der großen Camping-Anlagen vermieteten.

So organisiert wir über das ganze Jahr auch sein müssen, im Urlaub wollten wir nicht durchgetaktet sein, wollten flexibel bleiben und die Seele vorangehen lassen. Das bedeutet aber für den Geist auch, leere Web-Kilometer zurückzulegen, ohne der Frustration den Weg freizumachen, die sich immer wieder mal lauter mal leiser bemerkbar macht…

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