15.08.2025 | Paris

Um kurz nach 9.00 Uhr waren wir bei der Notre Dame. Ohne langes Anstellen gelangten wir hinein. Im Inneren fand gerade eine Messe statt: imposant, klangvoll und absurd gleichzeitig. Während im Mittelteil Gläubige der Predigt des Pfarrers lauschten, schlenderten Tourist:innen außen im Kreis vorbei. Die Kirchengemeinschaft ließ sich von dem Strudel nicht beeindrucken. Ein skurriles Nebeneinander: sakrale Andacht und weltliche Neugier verschmolzen zu einem eigenartigen, fast surrealen Schauspiel.

Gestärkt hätten wir uns gerne in einem der schicken Pariser Cafés – gelungen ist das nur bedingt. Das Baguette und die Croissants sind tatsächlich eine Klasse für sich, aber die heiße Schokolade … ein Reinfall. Mit überheblichem Charme serviert, schmeckte sie so gar nicht nach französischem Genuss. Da half auch das trainierte Augenrollen des Kellners nichts – Paris hat’s beim Brot drauf, aber beim Kakao gibt’s eindeutig Aufholbedarf.

Danach marschierten wir zum Louvre. Die Mona Lisa konnte uns an diesem Tag nicht erspähen, weil dazu die bereits wartende Menschenschlagen zu lang war.

Dafür stiegen wir gleich dahinter in den Tootbus ein. Dieser Hop-on-hop-off Bus nahm uns auf eine einstündige Reise durch Paris mit. Im Herzen der linken Seine-Seite liegt das Quartier Latin, einst Zentrum des studentischen Lebens und geistigen Austauschs. Zwischen engen Gassen, uralten Buchhandlungen wie Shakespeare & Company und der ehrwürdigen Sorbonne pulsiert noch heute ein junges, lebendiges Flair. Cafés, Jazzkeller und kleine Kinos erzählen Geschichten von Intellektuellen, Künstler:innen und Revolutionär:innen – ein Ort, an dem Paris sein nachdenkliches, aber zugleich verspieltes Gesicht zeigt.

Place de la Concorde – Der größte Platz von Paris ist nicht nur imposant, sondern auch historisch aufgeladen: Hier stand einst die Guillotine, heute erhebt sich der ägyptische Obelisk als stiller Zeuge der Zeit. Umrahmt von prächtigen Gebäuden, mit Blick auf die Champs-Élysées und die Tuilerien, wirkt der Platz wie ein Scharnier zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Wer hier steht, spürt den Atem der Geschichte – und gleichzeitig die Grandezza des modernen Paris.

In der Nähe von Montmartre vierließen wir die Route, kauften Mittagessen im Supermarkt und machten uns auf die Suche nach einem netten Picknick Platz. Bei 37 Grad im Schatten ging das aufs Gemüt.

Hoch über der Stadt thront Montmartre mit seiner strahlenden Basilika Sacré-Cœur, doch das Viertel hat weit mehr als Postkartenblicke zu bieten. In den verwinkelten Gassen zwischen Künstlerplätzen, Cafés und Weinbergen lebt der Geist von Picasso, Toulouse-Lautrec und Dalí weiter. Montmartre ist ein Stück Boheme zum Anfassen – voller Charme, Inspiration und dem Gefühl, dass Paris hier sein romantischstes und zugleich authentischstes Gesicht zeigt.

Im Anschluss machten wir uns auf den Weg zum Lady Bug Kaffee. Alle Jahrgänge älter als 2013 müssen das jetzt nicht sofort verstehen – außer sie haben Kinder im Alter von LiLu. Dann ist klar: Hier geht’s um Miraculous Ladybug, die Pariser Superheldin, die bei Kids Kultstatus hat. Die entzückende Bäckerei ist ganz im Stil der Serie gehalten – von roten Tupfen auf schwarzem Grund bis hin zu kleinen Figuren, die aus den Vitrinen lächeln. Und ja: Es gibt Törtchen, Cupcakes und Macarons, die so hübsch aussehen, dass man fast Hemmungen hat, hineinzubeißen. Fast.

Danach waren wir durch – mit allem: Dem Gehen, der Hitze und für einen kleinen Moment auch mit Paris. Wir wollten nimmer. Es war so affenartig heiß und wir hatten schon 15km auf der Uhr.

So setzten wir uns in ein klimatisiertes Einkaufszentrum auf Bänke, die eigentlich zum Schuhanprobieren dienten. Da aber augenblicklich nicht viel los war, wurden wir geduldet. Es war vermutlich unseren Gesichtsausdrücken abzulesen, dass gerade kein guter Zeitpunkt für Diskussionen war.

Um kurz nach 19 Uhr schleppten wir uns zurück auf den Campingplatz – immerhin noch auf zwei Beinen. Mein Bett winkte mir schon verlockend zu, doch ‚die Freiheit‘ fragte : Wohin sollte es morgen gehen? Eigentlich stand der Süden auf dem Plan, aber bei den Temperaturen hätten wir uns auch gleich auf einen Grillrost legen können. Also Planänderung: Ab in den Norden, wo die Atlantikküste oder der Ärmelkanal vermutlich schon seit Jahren geduldig auf uns wartet – und hoffentlich auch ein bisschen Abkühlung bereithält.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert