In der Früh waren Lucy und ich das erste Mail im Urlaub laufen – die Strandpromenade entlang, die schon bessere Zeiten gesehen hatte. Aber mit dem Blick auf den endlosen Horizont, dem Rauschen der Wellen und freundlichen Hundebesitzer:innen war’s einfach herrlich. Onival hat viele Gegensätze, aber genau darin liegt der Zauber – ein Ort, der es wert ist gesehen zu werden.



Zurück am Campingplatz dann die Ernüchterung: In Dunkerque gibt’s keine Stellplätze für nur eine Nacht. Auch Belgien und die Schweiz konnten nicht mehr mitspielen – dort gilt die „5-Nächte-Mindestregel“. Wir erinnerten uns an unsere Tour durch Deutschland und Dänemark vor zwei Jahren, wo es so unkompliziert war Stellplätze zu finden und noch leichter sie zu buchen. Also warum in die Ferne schweifen, wenn das Glück doch so nah liegen könnte: Kurzerhand entschlossen wir. zurück zu unseren Lieblingsnachbarn zu fahren: Köln, Schwarzwald, und alles, was dazwischenliegt – klingt doch nett. Aber Dunkerque wollten wir nicht ganz links liegen lassen.



Die Stadt begann einst als Fischersiedlung in den Dünen, wurde mit ihrem Hafen groß und zur Bühne maritimer Heldengeschichten. Jean Bart, Korsar und Nationalheld, prägte das Bild, der Glockenturm zählt heute zum UNESCO-Welterbe, und das Stadtwappen verrät noch immer den Stolz auf Fischerei und Handel. Doch auch ein langer Sandstrand säumt die Stadt, der scheinbar endlos in den Horizont läuft und die Nordsee in all ihren Launen präsentiert: mal wild und stürmisch, mal sanft und spiegelglatt. Familien werden zu Sandburg-Architekten, Möwen führen ihr gewohnt lautes Schauspiel auf, und die Strandcafés locken mit Pommes, Muscheln und einem Glas Weißwein zum Sonnenuntergang.



So weit, so salzig – doch weltberühmt wurde Dunkerque im Frühsommer 1940: Beim „Wunder von Dünkirchen“ wurden über 340.000 alliierte Soldaten in einer beispiellosen Aktion über den Kanal gerettet. Heute erzählen Museen, Fassaden mit Einschusslöchern und Schiffswracks in den Dünen von jenen Tagen, als die Stadt Weltgeschichte schrieb.
Danach ging’s für uns Richtung Deutschland – mit Stellplätzen von der Alpaca-App, die sich ein bisschen wie „heimkommen“ anfühlten. Deutschland ist uns längst ans Herz gewachsen: voller wunderschöner Orte, ein Faible für Stau (weil man’s kann) und diese verlässliche Gründlichkeit.
Durch Belgien sind wir leider auf der Autobahn durchgerauscht. Danach noch ein kleines Eckchen Holland mitgenommen, und pünktlich um 18 Uhr haben wir die Grenze nach Niederkrüchten passiert: Stellplatz auf einem Bauernhof mit Hofladen, Hühnern, Nandus, Strom und Wasser – aber ohne Sanitäranlagen. An sich kein Problem, wäre da nicht unsere randvolle Bordtoilette gewesen. Natürlich wollte niemand der/die Letzte gewesen sein, und die Hummel blickte stoisch in die Landschaft, während wir einen Notstopp auf einem nahen Campingplatz einlegten.



Kaum wieder zurück, schloss sich unser Nachbar an – auch er mit prallgefülltem Klo. Und so blieb das gute Gefühl: Manche Probleme hat man einfach nie allein. 😉
Das Fazit nach einer Woche:
Flexibilität klingt nach grenzenloser Freiheit und hat einen Wert UND auch einen Preis – in Wahrheit heißt es: täglich ein kleines Planspiel im Kopfkino. Wer sich immer offenhalten will, wo’s hingeht, braucht gute Nerven, ein bisschen mehr Entscheidungsfreude und die Geduld der Mitreisenden. Leben im Hier und Jetzt ist also weniger Zen, mehr Mindset-Training. Aber egal, ob Frühstückscroissant, Ärmelkanal oder Nordsee – am Ende stolpern wir doch immer genau dorthin, wo es gerade am schönsten ist.