16.08.2025 | Onival

Die Wahl fiel auf Onival in der Normandie– nicht zwingend freiwillig, aber es lag am Meer und es gab einen Campingplatz, der Stellplätze auch für eine Nacht vermietete. Ich stellte es mir unheimlich romantisch vor: Strand, Dünen, eine sanfte Brise, Grillen am Abend und dann Sternderln schauen. Was uns erwartete? Ein mega-riesen-Camping-Platz – schirch wie die Nacht finster, ohne jegliches Grün, dafür aber mit gefühlt Millionen Zelten und Wohnmobilen. Kurz: Es war ein riesengroßes Feld mit maroden Sanitäranlagen und zu vielen Menschen. Wir durften uns einen Platz aussuchen – Merci.

Ich war sprachlos und auch neblig im Kopf. Die vielen Stunden täglich vor dem Computer, um Stellplätze zu finden, die dann doch keinen Platz hatten, die Fotos nicht dem entsprachen, was einem tatsächlich erwartete. Wo waren wir hier gelandet?

Während der Rest der Familie sich mutig in die Wellen des Ärmelkanals stürzte, wagte ich mich ins Innere von Onival vor. Irgendetwas an diesem Ort war anders – besonders. Jedes Haus trug seinen Namen in kunstvollen Mosaiken. Durch den Ort führten enge Serpentinen. Fußgänger:innen konnten diese jedoch über Stiegen abkürzen, die direkt hinauf zu einer Kapelle mit weit geöffneten Türen führte. Die Uhr zeigte dreiviertel Vier, obwohl es längst nach 18 Uhr war. Ich trat ein und musste schmunzeln: Statt Kreuze gab es Boote, statt Kirchenbänke grüne Plastikstühle, Fischernetze hingen an den Wänden, und ein Gästebuch lag bereit. Mein Französisch reichte gerade so, um zu ahnen, dass ich kein Wort verstehen würde – und doch fühlte ich mich hier seltsam heimelig.

Onival war einst ein Luftkurort für Pariser:innen: Ein findiger Banker kaufte Ende des 19. Jahrhunderts Land, parzellierte es und verkaufte es an die Oberschicht, die hier ihre Villen errichtete. Ein Stück Geschichte, das man heute noch spüren kann, während man durch die stillen Gassen wandert.

Dieser kleine Ort an der Atlantik Küste hat mir gezeigt, dass der erste Eindruck nicht zwingend der richtige ist und dass die Vorurteile, die man sich in den ersten Sekunden macht, oft eine tückische Täuschung sind.

Der Sonne ging es offensichtlich wie mir zu Anfang. Sie hatte es auch eilig hier wegzukommen. In wenigen Minuten war sie hinter der englischen Küste verschwunden, die durch die diesige Umgebung nur zu erahnen war. Die Gezeiten ließen sich jedoch sehr deutlich erkennen. Wo noch vor zwei Stunden Kinder in die Wellen sprangen, war nun ein breiter, weicher Sandstrand.

Danach blieb die Frage, die schon zum Mantra des Urlaubs wurde: Wohin geht es als nächstes? Dunkerque ist eine Möglichkeit, oder auch Antwerpen oder Brüssel. Brüssel konnte als erstes nicht mehr mitspielen. Keine Campingplätze, sondern nur Betonwüsten, auf denen man mit dem Camper stehen bleiben konnte. Ein Volontier Projekt, aber nein danke.

Dunkerque gewann mit einem Campingplatz am Meer. Die Website zeigte zwar freie Stellplätze an, ließ einen aber nicht buchen. Wir beschlossen in der Früh als erstes anzurufen – das wird doch möglich sein?

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