15.07.2023 │ Weimar – Markranstädt – Kulkwitzer See

3 Erkenntnisse zum Frühstück quasi! Die erste: Es gibt zwei Arten der Entschleunigung. Die eine bezieht sich auf den zeitlichen Aspekt – es dauert einfach alles eeeewig – die andere auf das Mindset – „man nimmt sich die Zeit, die man sich nehmen möchte“. Beim Campen ist der erstgenannte definitiv schnell erreicht, wenn der/die andere nicht weitertut!

Die zweite bahnbrechende Erkenntnis war, dass auch im Urlaub Organisation die halbe Miete ist. Also wurde in der Früh das Wohnmobil neu organisiert. Die Anforderung: Jeder muss die wichtigsten Handgriffe in der Früh von seinem Schlafplatz aus machen können.

Und die wahrscheinlich wichtigste Erkenntnis für den Urlaub: Campen ist das beste Kommunikationstraining! Wenn du dem anderen erklärst, was dein nächster Schritt ist und warum, schafft das nicht nur Orientierung, sondern vertreibt dem anderen auch die elendige Wartezeit bis du fertig bist im Weg zu stehen. Und die Spielregel dazu: der andere hört einfach nur zu – grunzt dabei therapeutisch ohne gute Ideen oder Verbesserungsvorschläge anzubringen – nicht das bevorzugte Spiel für Klugscheisser, aber eine gute Übung zur Güte ;o)

Da wir Verpflegung für die nächsten Tage brauchten, führte unser erster Weg direkt ins Kaufland! Nomen est Omen: ein Supermarkt, der jeden österreichischen Super-Mega-Interspar übertrifft. Deutschland hat ja zehnmal so viele Einwohner wie Österreich. Dieses demografische Merkmal, bestätigte sich hier eindrücklich. Spätestens beim Brot wünschte ich mir einen Zebrastreifen. Die rechtskommende Einkaufswagenkolonne rollte minutenlang an mir vorbei. „Mama, hast du das Brot jetzt schon gefunden?“ – „ja, gefunden schon!“. Auch hier: Entschleunigung ist angesagt! Aber dafür war es angenehm kühl.

[„Wenn Sie das Leben kennen, geben Sie mir doch bitte seine Anschrift.“ – Jules Renard (1864 – 1919)]

Danach ging es in die Goethestadt Weimar. Auch Schiller hat hier gewohnt, aber Schillerstadt hat sich offensichtlich nicht so durchgesetzt. Dafür fanden wir das Wohnhaus des Schillers*, während uns das von Goethe verwehrt blieb. Vielleicht ist das die ausgleichende Gerechtigkeit. Apropos: Wusstet ihr, dass Goethe eigentlich Jurist war? Dass die Leiden des Werthers ein autobiografisches Werk waren, hatte ich irgendwie noch im Hinterkopf und ich frage mich, was wir wohl in der Schule gelesen hätten, hätte ihn die damals Angebetete doch erhört…

Während Morpheus im Inneren des Wohnmobils für angenehme Temperaturen bei der Weiterfahrt sorgte, brüteten draußen 36 Grad am Weg nach Leipzig. Wir beschlossen den Campingurlaub auf das nächste Level zu heben und suchten uns einen Naturstellplatz. Der Mehrgenerationenhof in Markranstädt bot dazu eine feine Gelegenheit. Hier wohnen 30 Menschen zwischen 3 und 86 Jahren miteinander. Neben Pferdekoppeln, Ziegenstall und Baumhaus-Spielplatz war ein feiner Stellplatz mit Blick auf die umliegenden Felder. 

Eine 200 Seelengemeinde mit guter öffentlicher Anbindung. Der Plan: Ankommen, aufschließen und mit dem Zug nach Leipzig fahren. Nach dieser Ansage blickten wir in vier unzufriedene Augen. Was wollt ihr? Baden! Okay! Planänderung: Es ging zum Kulkwitzer See! Was soll ich euch sagen: Samstag, 36 Grad im Schatten, freier Seezugang und zehnmal so viele Einwohner:innen wie bei uns – Elizabeth T. Spira hätte hier ganz sicher auch leinwande Alltagsgeschichten drehen können.

Das Wasser war super erfrischend und die Bad-Pommler (endlich Pommes für Lucy) fanden auch Anklang – die Kinderaugen waren zufrieden und wir um eine sehr bevölkerungsnahe Erfahrung reicher. Danach war es zu spät für Leipzig. Wir aßen Ravioli aus der Dose, spielten ein paar Runden Scotland Yard und ich mimte das Hörspiel zum Einschlafen – „Vergiss mein nicht“ von Kerstin Gier**: Ein Phantasy Roman, den möglicherweise ein ganz kleines bisschen mehr Mädels lesen als Burschen. Diese mussten dennoch mithören: Mitgehangen – Mitgefangen ;o)

 

*@Ali: ich war versucht ‚das Haus vom Schiller‘ zu
schreiben, aber der Dativ ist ja bekanntlich des Genitivs Tod *lach*

 

**@Nina: kennst du das schon? Wenn nein, kann ich dir
verraten, dass es absolut lesenswert ist. Ich liebe es <3

12 Kommentare zu „15.07.2023 │ Weimar – Markranstädt – Kulkwitzer See“

  1. Kann mich Claudia nur anschließen! Bin schon sehr gespannt, wie es bei euch weitergeht! 🙂
    Und Kerstin Gier ist immer empfehlenswert – Vergiss mein nicht kenne ich noch nicht – kommt auf meine Liste 🙂

  2. Und du wolltest heuer in den kalten Norden – hört sich im Moment nicht so an ☺️ es ist eine Freude mitzulesen – danke für deine Info zum Blog 🥰

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